Baunscheidtieren

 

Das Baunscheidtieren, benannt nach seinem Erfinder Carl Baunscheidt, ist eine physikalische und chemische Hautreiztherapie. Mittels kleiner Nadeln wird die Hautoberfläche leicht angeritzt, so dass 1-2 mm tiefe Poren in der Haut entstehen. Der so vorbereitete Hautbereich wird mit dem speziellen Baunscheidt-Öl nach traditioneller Rezeptur dünn eingestrichen. Je nach Reaktionsintensität zeigen sich kleine rote Pusteln, die nach kurzer Zeit wieder verschwinden.
Man kann das Baunscheidtieren am Ort des Geschehens, aber auch an entgegengesetzten Orten durchführen, um die Erkrankung richtig zu behandeln. Z.B. bei Mittelohrentzündung im Bereich des Oberarms.

Das Wirkprinzip

Durch das Baunscheidtieren wird die Haut als unser größtes Organ angeregt, durch Aus- und Ableitung den Organismus zu reinigen. Außerdem stehen bestimmte Hautregionen über das vegetative Nervensystem in Verbindung zu inneren Organen. Die behandelte Hautregion, z.B. das Lendenwirbelgebiet, wird verstärkt durchblutet und regt dadurch die Funktion des ihr zugeordneten Organs, also die Ausscheidungsaktivität der Niere an. So wird die natürliche Reaktionsbereitschaft des Organismus insbesondere bei chronischen Prozessen wieder in Schwung gebracht.


Anwendungsgebiete:

Zeichen der Stauung
Zeichen der verminderten Reagibilität
Rheuma
Arthrose
Nervenschmerz
Funktionsstörungen innerer Organe
alle entzündlichen Erkrankungen zur Ab- und Ausleitung
Wadenkrämpfe
Sehnenscheidenentzündung
Menstruationsstörungen
Narbenstörfelder
Muskelverhärtung


Carl Baunscheidt und das Baunscheidtieren

Der Erfinder dieser Methode zur Ausleitung lebte von 1809 bis 1873. Carl Baunscheidt wurde auf dem Hof seines Vaters in der Nähe von Hagen (Westfalen) 1809 geboren. Nach dem Tod des Vaters verließ er den Hof als 16jähriger, um in Hofwil bei Bern eine zu dieser Zeit fortschrittliche Bildungsanstalt zu besuchen. Diese Schule stellte ihn nach einem guten Schulabschluß sofort als Gewerbelehrer ein. Von seinem Selbstverständnis war er aber Mechanikus, wie auch Kopernikus, Kepler, Newton u. a. .So kehrte er nach Westfalen zurück. Er entwickelte einen Pflanzstock, ein Visier, ein Pockenimpfgerät und vieles mehr. Als Erfinder auf vielen Gebieten lebte er später in Endenich, heute ein Teil Bonns.
Die zu dieser Therapie notwendige Erfindung war der “Lebenswecker”. 1847 war Carl Baunscheidt an schwerer Gicht am rechten Arm und der rechten Hand erkrankt. So musste er das Zimmer hüten. Durch das offene Fenster kamen Mücken, die ihn in die Haut über den befallenen Gelenken stachen. Rasch stellte sich eine Linderung ein. Zur gleichen Zeit erhielt er Besuch von einem Freund aus Ostasien, der ihm von der Akupunktur berichtete. Dies brachte Carl Baunscheidt auf die Idee des Lebensweckers.
Der Lebenswecker ersetzt den Stachel, den Speichel das Oleum Baunscheidtii, das er ebenfalls ersann.
Diese Erfindung, und der riesige Erfolg der Methode in den 50er und 60er Jahren, machte ihn zu einem erfolgreichen Fabrikanten und Kaufmann. So konnte er sich die Burg Dottendorf bei Bonn, erbaut von Karl dem Großen, kaufen und die nötigen umfangreichen Renovierungen leisten. 1873 starb Carl Baunscheidt.

Das Baunscheidtieren .... Hintergrund

„Die Humoralpathologie geht von dem Verständnis aus, dass alle Krankheiten aus einer fehlerhaften Zusammensetzung des Blutes und der Körpersäfte, kurz Dyskrasie. entstehen. Überall dort, wo sich etwas im Ungleichgewicht, in der Dysharmonie befindet, muss mit einer entsprechenden Therapie wieder Harmonie und somit Heilung geschaffen werden.
Man weiß heute, dass auch die Körperflüssigkeiten gewissen Regelvorgängen unterliegen. Hierbei spielt das vegetative Nervensystem eine wesentlich Rolle.
Es ist hinreichend bekannt, dass ein geringes Maß an Stress für die Erhaltung des Lebens notwendig ist. Wird dieses Maß überschritten, so findet u. a. ein massiver Angriff über das Vegetativum auf eben diese Regelvorgänge statt. Das dadurch entstandenen Ungleichgewicht wird durch zusätzliche Noxen, wie z.B. eine ungesunde Lebensweise, noch verstärkt.

Der Körper versucht, die Schlackenstoffe und Gifte, welche für die Entstehung der Dyskrasie verantwortlich sind in das Bindegewebe abzuschieben. Das Bindegewebe als mesenchymales Abwehrsystem ist bei chronischer Belastung überfordert und nicht mehr in der Lage, seinen vielfältigen Aufgaben nachzukommen.
Es liegt nun nahe, über die Haut, als unser größtes Bindegewebsorgan, durch Aus- und Ableitung den Organismus zu reinigen und somit humoraltherapeutisch zu wirken.
Gleichzeitig besteht die Möglichkeit, mit geeigneten Methoden über vegetative Nervensystem in der Haut Einfluss auf die Funktion der einzelnen Organe zu nehmen.“
Der Baunscheidtismus ist ein chemisches und physikalisches Hautableitungsverfahren.
Zugleich erreicht man über ein Reflexgeschehen bestimmter Hautareale die inneren Organe. Durch die Behandlung kann die Reaktionsbereitschaft des Organismus bei chronischen Prozessen wieder angeregt werden.
Die Rezeptur des Baunscheidöls war von Herrn Baunscheidt immer geheim gehalten worden. Analysen gingen von den Hauptbestandteilen Crotonöl und Olivenöl aus. Durch das Crotonöl kam es zu eitrigen Pusteln, die nach einer Woche abheilten. Crotonöl ist krebsfördernd.
Heute wird Crotonöl nicht mehr verwendet. Dafür kommt jetzt ein Olivenöl mit ätherischen Ölen, sowohl mit als auch ohne Histamin zum Einsatz.
Man kann das Baunscheidtieren am Ort des Geschehens, aber auch an entgegengesetzten Orten durchführen, um das Krankheitsgeschehen wegzuleiten.
Z.B. bei Kopfschmerzen im Bereich der Waden.

Indikationen

Zeichen der Stauung
Zeichen der verminderten Reagibilität
Rheuma
Arthrose
Nervenschmerz
Funktionsstörungen innerer Organe
alle entzündlichen Erkrankungen zur Ab- und Ausleitung
Wadenkrämpfe
Sehnenscheidenentzündung
Menstruationsstörungen
Narbenstörfelder
Muskelverhärtung
etc.